Es ist schwer über eine Reise zu schreiben, die noch nicht begonnen hat. Aber bevor wir starten, wollen wir Euch eine Idee davon geben, warum wir loslaufen. Deshalb schreibt jeder von uns seine eigenen egoistischen Gründe dafür auf, 2000 Kilometer zu laufen. Ich, Lovis, beginne.
Dieser Text ist nicht Teil der Show, die ich in den kommenden sechs Monaten aufziehen möchte. Er ist persönlich. Die Frage die am Ende bleibt: Werden meine Erwartungen erfüllt? Darüber könnt Ihr im Laufe des Projekts selbst urteilen.
Erster Grund: Ich suche nach Geschichten über die ich berichten kann
Ich bin Teilzeit-Journalist und als solcher muss ich immer neue Themen finden. Ich denke: Routine macht das fast unmöglich – ständig an einem Ort zu bleiben umso mehr. Unsere Reise wird weder körperlich noch geistig so richtig hart, vermute ich. Denn wir sind in Europa und damit von weltklasse Infrastruktur umgeben. Das gibt mir die Möglichkeit, gute Beiträge zu produzieren. Unsere Route – am Mittelmeer entlang – ist grundsätzlich interessant. Sie steht für die Grenzen der entstehenden Europäischen Union: Geographisch, wirtschaftlich und humanitär.
Zweiter Grund: Ich möchte bei MTV Germany ›gesignt‹ werden
Eigentlich möchte ich es nicht wahrhaben, aber so ein bisschen hoffe ich schon, dass wir hier mit der Zeit viele Zuschauer erreichen. Und wenn ich dann zurückkomme, werde ich Social-Media-Jüngling bei einem öffentlich-rechtlichen Sender. Oder noch besser bei einem Sender ohne Zuschauer: MTV Germany zum Beispiel. Dann kann ich zweimal in der Woche Tweets vorlesen und davon meine Miete zahlen. Da möchte ich hin.
Dritter Grund: Meine Beziehung zu Dominic und Robyn wird sich verändern
Und ich möchte wirklich wissen wie. Um es mit den Worten des Serienmörders und Kannibalen Hannibal Lector zu sagen: »Ich bin einfach neugierig was passieren wird.« Dafür habe ich mir jetzt schon ein paar Provokationen ausgedacht, mit denen ich Robyn und Dominic während aus Ihrer Wohlfühlzone holen kann.
Vierter Grund: Ich hoffe, dass mein Glauben erschüttert wird
Ich liebe es neue Wege zu finden, Sinn aus Erlebten zu ziehen. Aus meiner Erfahrung ist dafür ein erschüttertes Weltbild nötig. Aber in der Vergangenheit hat sich meine Weltanschauung immer weiter verfeinert und es fällt mir immer schwerer, mich zu schocken. Also Erfahrungen zu machen, die nicht in mein Weltbild passen. Deshalb muss ich zu drastischeren Mitteln greifen, zum Beispiel: Ein halbes Jahr in einem Zelt zu leben.