Josip Živković schmeißt die Maschine an. Am Ende des langen Stocks, der mit einem Kabel an eine Autobatterie angeschlossen ist, beginnen drei dünne Streben zu rotieren. Er schwitzt in seinem orangefarbenem Overall in der Spätsommer Sonne, die Maschine ist schwer. Er hebt sie hoch und schiebt die Spitze zwischen die Äste in der Baumkrone. Die Streben drehen sich und mit einem Prasseln fallen die Oliven auf die am Boden ausgebreitete Plane.
Würde man den Stammbaum der Živkovićs zeichnen, es wäre wohl ein Olivenbaum. Seit Generationen dreht sich das Leben der Familie um die Steinfrucht und die Haine an der Geröllküste in der Nahe von Zečevo in Kroatien. Die ältesten Olivenbäume dort sind 500 Jahre alt. Um Platz für sie zu schaffen haben die Menschen damals die Steine an dem Hang mit der Hand abgetragen. Im zweiten Weltkrieg versteckte sich der Großvater von Josip und seinem Bruder Domagoj in einem Bunja, einem kleinen Sturmunterschlupf aus aufgetürmten Steinen, in den Hainen vor deutschen und italienischen Soldaten. Heute ernten Josip, Domagoj und ihr Vater Šimun im Jahr rund 5000 Kilogramm Oliven, bringen sie zu einer Mühle wo sie zu Öl verarbeitet werden und verkaufen dieses dann. Rund 50000 Kuna Gewinn machen sie damit, umgerechnet um die 6500 Euro.
Zum Leben reicht das nicht. Josip und Domagoj haben deshalb andere Berufe. Für die Oliven opfern sie zur Erntezeit im Spätsommer ihre Wochenenden und nehmen Urlaub. Dann arbeiten sie täglich von neun Uhr bis 18 Uhr und ernten zu dritt bis zu 300kg Oliven am Tag, einer mit der Maschine, die anderen beiden per Hand. In Taschen auf dem Rücken tragen sie Ladungen von 40kg zum Auto. Manchmal hilft auch die Mutter oder die Freundin, aber meistens arbeiten sie zu dritt.
Nur bei Regen ernten sie nicht. “Dabei kann man zu einfach die Frucht beschädigen”, erklärt Domagoj. “Bei den Bäumen gilt: alt ist besser.” Die tieferen Wurzeln machen die Baume widerstandsfähiger. Unter den 700 Bäumen in den Hainen sind zwei oder drei wilde Bäume, der Rest ist gepflanzt. Die wilden Baume haben kleinere Früchte, die besseres Öl produzieren. “Früher hat meine Großmutter immer die wilden Früchte geerntet”, erzählt er. “Die hat sie dann selbst zu Hause in einer kleinen selbstgemachten Mühle zu Öl verarbeitet.” Mittlerweile ist die Mühle verlorengegangen.
Kleine Handmühlen sind sowieso nicht der Plan für die Zukunft. “In drei Jahren wollen wir auch anfangen, Weintrauben anzupflanzen”, sagt Domagoj. Dafür haben sie schon ein Stück Land vorgemerkt. Und dann, dann hoffen sie von der Landwirtschaft allein leben zu können. Domagoj ist da zumindest optimistisch. “Wenn es gut läuft schaffen wir das in vier bis fünf Jahren.”
Dann kann er seinen Job aufgeben und Vollzeit in den Hainen sein. Früher hätte er da nie gewollt. Schon als Kind hat er kleinere Arbeiten mit übernommen, und als 13-jährigem kam ihm die Arbeit zu hart vor, als dass er sie später mal machen wollte. Aber jetzt liebt er es. “In der Natur zu arbeiten, das kann durch nichts ersetzt werden. Wenn ich könnte, ich würde schon morgen nur noch hier arbeiten.”